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Schneemänner
mit
Würde

Wer wir sind

„2021, in der dunkelsten 2G Zeit, als Menschen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen, beschimpft, verfolgt oder unter Druck gesetzt wurden...
Diese Zeit, in der eben diese Menschen als gefährliche Sozialschädlinge, asoziale Trittbrettfahrer bezeichnet wurden, auf die die gesamte Republik mit dem Finger zeigen sollte...Als unseren Kindern in der Schule unter der Maske der Solidarität die Luft zum Atmen genommen wurde, die Freiheit, mit Freunden zu spielen, unseren Jugendlichen die Chance, sich vielleicht zu verlieben und unseren Alten ein menschenwürdiger Abschied verwehrt wurde...in dieser Zeit, als die Montagsspaziergänge in vollem Gange waren, Menschen in Uniform teilweise mit brutaler Gewalt auf friedliche Demonstranten einschlugen..
Als Ärzten, Richtern, Anwälten, Menschenrechtlern und vielen anderen Mutigen, die sich für Menschlichkeit und Gerechtigkeit einsetzten, Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und Verfolgung drohten und Menschen ihre Existenzen verloren...
In dieser Zeit entstand hier in Hannover eine kleine Gruppe von standhaften Menschen, die sich diesen dunklen Tagen zum Trotz mit einfachen Wortbotschaften den Bürgern auf der Straße gegenüberstellten.
Die Schneemänner mit Würde!
Damals habe ich mir mit einem befreundeten Regisseur überlegt, was man als Ergänzung zu den Demos noch unternehmen könnte, um sich zur allgemeinen Lage zu äußern und unsere Mitmenschen irgendwie noch auf einem anderen Weg zu erreichen. Wie könnten wir es schaffen, dass man hinschaut und uns wirklich zuhört. Zufällig begegnete uns ein Video dieser Gruppen in den weißen Anzügen, die mit Lautsprecheransagen durch die Städte zogen.
Das hat uns irgendwie inspiriert, war uns aber zu düster und negativ in der Aussage. Wir wollten in dieser sowieso schon bedrückenden Zeit eher etwas Hoffnungsvolles und Positives nach Außen bringen. Da wir beide von der Bühne kommen und es gewohnt sind mit „Bildern“ zu arbeiten, kam uns die Idee der in Stille stehenden weißen Menschen, die jeweils ein Schild mit einer einfachen positiven Wortbotschaft vor sich tragend verschiedene Plätze in Hannover füllen könnten.
Eine sehr simple, aber wie wir fanden, ausdrucksstarke und klare Möglichkeit Aufsehen zu erregen."

Wer wir sind

Wer wir sind

Ich habe schließlich diese Idee in verschiedene Gruppen kommuniziert und Ende November 2021 trafen wir uns mit insgesamt ca. 25 Menschen, um unser Vorhaben genauer vorzustellen. Die meisten kannten sich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, aber sehr viele der Schneemänner, die heute hier stehen sind von Anfang an dabei.

Mit unserem ersten Schild „Würde“, aus dem in Kombination mit den weißen Anzügen unser Name geboren wurde, präsentierten wir uns dann im Dezember 2021 vor der Tür der 2G Ausstellungseröffnung einer Fotogalerie dem Publikum, das artig die Nachweise zeigend an uns vorbeimusste. Viele von ihnen peinlich berührt den Blick gesenkt. Keiner sprach uns an.

Seitdem stehen wir jeden Montag eine Stunde an den unterschiedlichsten Orten in Hannover.
Die Schneemänner mit Würde in Stille und ein bis zwei Ansprechpartner im Außen, die mit den Passanten ins Gespräch gehen.

Wer wir sind

Wer wir sind

Rede Kristina Scheyhing Dezember 2024

Liebe Schneemänner mit Würde, liebe Gäste,
wer mich kennt, weiß, dass die folgenden Worte sehr persönlich sind. Aber was kann persönlicher sein, als Woche für Woche mit Menschen wie euch auf der Straße zu stehen und Gesicht zu zeigen?

Wir haben ein Jahr hinter uns, in dem alles auseinanderzufallen schien. Ein Jahr, in dem uns die Kriege und Auseinandersetzungen in der Welt und in unserer Gesellschaft weiterhin bewegen und herausfordern, mutig und standhaft zu bleiben: standhaft für den Frieden, für Menschlichkeit, für Toleranz und Respekt vor dem Leben jedes Einzelnen – und offen für die Gedanken und Gefühle unseres Gegenübers. Aber gerade das fällt uns so unglaublich schwer. Es ist eine harte innere Arbeit, ruhig zu bleiben, sich nicht provozieren zu lassen und das Herz offen zu halten.

Manchmal sind wir verzweifelt, und alles in uns schreit nach Vergeltung und Rache – gerade nach den Erlebnissen der letzten Jahre. Viele von uns sind tief verletzt. Ich frage mich, wie wir es schaffen können, dass diese Verletzungen uns nicht zu sehr schaden.

Wie können wir es schaffen, in diesen herausfordernden Zeiten nicht wütend zu werden? Wütend über diejenigen, die uns zwingen wollen, nach ihren Vorstellungen zu leben, und die unsere Freiheit hinter dem Gesicht der Demokratie immer mehr einschränken. Ich persönlich bin nur selten wütend und empfinde auch nur selten Furcht. Wenn, dann habe ich Angst, dass meine Kraft irgendwann nicht mehr ausreicht, um stehen zu bleiben, offen zu bleiben, in der Liebe, im Vertrauen und im Mitgefühl. Im Mitgefühl auch für diejenigen, die mich nicht verstehen wollen oder können. Jedoch möchte ich die Gefühle von Wut und Furcht nur bedingt in mein Leben lassen. Um es mit Yodas Worten auszudrücken: „Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass und Hass führt zu unsäglichem Leid.“

Wer wir sind

Wer wir sind

Unsere Gesellschaft leidet, sie scheint schwer erkrankt zu sein. Erkrankt an Furcht, Wut, Hass und Mangel an Liebe. Hass ist ein Wort, das in unserem Land neben dem Begriff „rechts” mittlerweile inflationär verwendet wird.

Ironischerweise wird „Gemeinsam gegen den Hass“ oft mit hasserfüllten Gesichtern gegen Andersdenkende und für „unsere Demokratie“ demonstriert. Gegen Menschen, die sich für Frieden und Meinungsfreiheit einsetzen. Wie sollen wir diese Wunde jemals heilen?

Das frage ich mich sehr oft. Ich persönlich gebe einen großen Teil meiner Kraft für die Hoffnung, dass trotz unserer schwer angeschlagenen und traumatisierten Gesellschaft immer mehr Menschen anfangen, sich Gedanken zu machen. Die Propaganda der Mächtigen funktioniert nicht mehr reibungslos, und bei vielen setzt ein Prozess des Erwachens ein. Das erkenne ich deutlich in den Gesprächen, die ich mit den Menschen führe, während ihr, meine „Schneemänner mit Würde“ für Liebe, Freiheit und Gerechtigkeit hinter mir und den anderen Kommunikatoren, namentlich vor allem Ellen und Heike, steht. Ihr steht seit vielen Jahren jede Woche auf der Straße, jeden Montag.

Ihr opfert einen Teil eurer kostbaren Lebenszeit, um die Menschen zu erreichen und zu bewegen. Ihr wollt etwas bewirken und verändern. Ihr seid mutig, tapfer, beharrlich und standhaft.
Ihr seid ein Vorbild für viele andere Menschen, die sich im Moment noch nicht trauen, ihr Gesicht zu zeigen, die aber eure Botschaften in ihre Familien oder ihren Freundeskreis weitertragen. Es gibt so viele Menschen, die dankbar dafür sind, dass ihnen endlich zugehört wird.

In den letzten Jahren sind so viele verzweifelt und fühlen sich in dieser Gesellschaft allein gelassen, in der der Kampf gegen rechten Hass wichtiger ist als der Einsatz für Liebe, Frieden und Mitgefühl.

Wer wir sind

Wer wir sind

Wir sollten diesen Menschen unbedingt zuhören, denn sie brauchen jemanden, der sie ernst nimmt und ihre Sorgen erkennt. Wir sollten uns auch nicht davon abbringen lassen, das zu tun, was wir für richtig und wichtig halten. Es ist unser Leben, und niemand hat uns zu sagen oder vorzuschreiben, wie wir es führen sollen, wen wir mögen oder lieben, welche Partei wir wählen oder was wir zu denken haben.

Wir entscheiden selbst.

– jeder Einzelne für sich, aus seiner persönlichen Geschichte, aus seinem Herzen heraus. Ich wünsche mir für das kommende Jahr, dass wir uns weiterhin nicht beirren lassen vom Wahnsinn um uns herum und die Ruhe und Kraft unserer Gruppe nicht verlieren. Das ist unsere Stärke.

Wir sind nur ein paar Schneemänner mit Würde. Aber gemeinsam mit all den anderen Menschen, die auf ihre eigene Art und Weise protestieren, können wir viel bewirken. Das haben wir am Beispiel von Julian Assange gesehen. Aktivisten auf der ganzen Welt haben dazu beigetragen, dass er als freier Mann zu seiner Familie zurückkehren konnte.
Das war eines der bewegendsten Ereignisse für mich und uns in diesem Jahr. Auch Alexander Bittner, der mutige Soldat, der die Corona-Impfung verweigert hat, ist zum Glück wieder in Freiheit. Er hat unglaubliche Unterstützung von Menschen in diesem Land bekommen, die für Wahrheit und Gerechtigkeit aufstehen.

Dennoch gibt es viele andere politische Verfolgte, die mit Schauprozessen tyrannisiert werden oder bereits im Gefängnis sitzen. Auch für sie stehen wir ein. Es geht um Menschlichkeit.

Es geht um Gerechtigkeit.

Wer wir sind

Wer wir sind

Ich bin fest davon überzeugt, dass es möglich ist, diese Gesellschaft zu heilen.

Ich bin davon überzeugt, denn ich kann gar nicht anders. Mein Wesen beinhaltet Optimismus und Hoffnung.

Und weil ich wahrnehme, dass eine Heilung möglich ist – ich nehme es mit eurer Hilfe wahr, jeden Montag in den Gesprächen mit fremden Menschen und mit euch. Uns war immer klar, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Als Marathonläuferin weiß ich um die Herausforderung und die Kraft dieser Strecke, aber ich musste auch die Erfahrung machen, an der Strecke auszusteigen. Am Ende muss jeder von uns für sein eigenes Überleben sorgen und das tun, was für ihn das Beste ist. Einige aus unserer Gruppe sind nicht mehr dabei.

Ich danke ihnen von Herzen für ihr Engagement. Andere kamen dazu und haben frische Impulse gesetzt. Bei uns ist jeder willkommen, der respektvoll mit uns umgeht. Das ist und bleibt so.

Auch unsere Kritiker lade ich herzlich ein, mit uns auf Augenhöhe ins Gespräch zu gehen. Wir stehen füreinander und miteinander. Ich bin sehr dankbar, dass diese Gruppe so gewachsen ist.

Ihr berührt mich immer wieder tief, meine Schneemänner mit Würde. Ich liebe euch sehr. Ihr seid immer noch da, und ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit euch, das mit Sicherheit alles andere als langweilig werden wird.

Ich freue mich drauf, ihr wundervollen Menschen!

Wer wir sind